>

Diverses - Dackel-Blog

Direkt zum Seiteninhalt

Diverses

Gesundheit
Mein Frust mit Tierärzten
Je länger, desto kritischer stehe ich Tierärzten gegenüber. Nicht weil ich der Meinung bin, dass das alles bösartige Halunken sind, die unseren armen Hunden mit ihren chemieverseuchten Medikamenten vorsätzlich schaden oder sie mit den fiesen Impfungen heimtückisch vergiften. Sondern weil ich im Verlauf der Jahre doch einiges erlebt habe, das mein Vertrauen zu Tierärzten nachhaltig ins Wanken gebracht hat.

Wenn ich einen Spezialisten aufsuche, dann deshalb, weil ich selbst nicht genügend Kenntnisse oder Fertigkeiten habe, um es selber zu machen. Glauben Sie mir, Sie möchten in keinem Haus wohnen, das ich selbst gemauert habe! Falls Sie planen, Suizid zu begehen, dann dürfen Sie gerne vertrauensvoll eine elektrische Einrichtung benutzen, die ich gebaut habe. (Bitte geben Sie mir rechtzeitig vorher Bescheid, dass ich eine bastle, denn vom Bau elektrischer Gerätschaften habe ich bislang aus gutem Grund die Finger gelassen!) Mit anderen Worten: Ich suche mit meinem Hund den Tierarzt auf, wenn ich selbst ihn nicht behandeln kann. Den Hund, nicht den Tierarzt.

Wenn ich selbst nicht genügend Kenntnisse in einem Gebiet habe, dann muss ich mich auf den Fachmann verlassen. (Nur als Hinweis: Selbstverständlich sind die Fachfrauen mitgemeint, siehe «Warnung der Redaktion». Jetzt aber wieder zurück zum Thema!) Wenn ich mein Auto in die Garage bringe, dann muss ich mich darauf verlassen, dass der Garagist keine unnötigen Reparaturen erfindet. Zuhause muss ich mich darauf verlassen, dass der Elektriker keine Selbstmordfalle für ahnungslose Hundebesitzerinnen installiert. Und wenn ich meinen Hund einem Tierarzt anvertraue, dann muss ich mich darauf verlassen, dass er die richtigen Untersuchungen durchführt, die richtige Diagnose stellt und die richtigen Medikamente verordnet.

Und da liegt der Hase im Pfeffer. Es fing schon an, als ich ganz frisch meinen ersten Welpen hatte. Nach jedem Tierarztbesuch verliess ich die Praxis mit mehreren Medikamenten, Pülverchen und Vitaminpasten. Zu Anfang habe ich dem Tierarzt noch geglaubt, dass das alles notwendig war. Irgendwann hatte ich einfach nur noch die Nase voll, zumal er mir nie erklärt hatte, wozu die ganzen Mittelchen dienten und warum sie für meinen Hund notwendig waren. In anderen Praxen habe ich dieses exzessive Verschreiben von Medikamenten übrigens nie mehr in dieser Form erlebt. Dafür sind andere Praxen Meister darin, irgendwelche Spezialfutter, Nahrungsmittelergänzungen etc. dringend ans Herz zu legen, die sie rein zufällig auch in ihrer Praxis verkaufen. Auch hier fehlte jeweils eine fundierte Begründung, warum mein Hund in dieser konkreten Situation dieses Futter bzw. diesen Zusatz wirklich brauchte. Ein „Es könnte sein, dass Ihr Hund vielleicht irgendwann einmal Problem XY entwickeln könnte“ reicht mir nicht.

Was mich aber wirklich wütend macht, ist schlampige Arbeit. Einmal habe ich in der Tierarztpraxis angerufen, weil mein Dackel keinen Urin mehr abgesetzt hat. Er hat das Bein gehoben, trotzdem kam kein Urin. Und der Tierarztgehilfe am Telefon wollte mir einen Termin auf morgen geben! Erst nachdem ich ein wenig pikiert darauf hingewiesen habe, dass es einen absoluten Notfall darstellt, wenn ein Hund keinen Urin mehr absetzen kann, durfte ich dann doch noch am selben Tag kommen. Der Tierarzt war sichtlich im Stress und diagnostizierte ein Bandscheibenproblem. Durch den Bandscheibenvorfall habe mein Dackel solche Schmerzen, dass er deswegen keinen Urin mehr absetzen könne, weil es ihn so sehr schmerze. Kaum hatte er diese Diagnose gestellt, fand ich mich mit einem starken Schmerzmittel in der Hand auf der Strasse wieder. Insgesamt war ich keine fünf Minuten im Behandlungsraum gewesen.

Und ich wunderte mich. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass ein Hund, der vor Schmerzen nicht einmal mehr pieseln konnte, direkt vor der Fahrt zum Tierarzt noch aufs Sofa und wieder herunter gesprungen wäre. Also beschloss ich, das zu tun, was ich selbst beim Menschenarzt nie getan hatte: Ich holte mir eine Zweitmeinung ein. Dieser Tierarztbesuch dauerte ein wenig länger als fünf Minuten (und es wurde auch nicht versucht, mich auf den nächsten Tag zu vertrösten), und die Diagnose passte wesentlich besser: Penisentzündung! Kaum wirkte das Schmerzmittel, war das Pieseln kein Problem mehr.

Zum Glück letztlich doch kein Notfall, sondern eine harmlose Geschichte.

Trotzdem hätte es nicht passieren dürfen, dass der Tierarztgehilfe die Anzeichen für einen möglichen Notfall nicht erkennt! Ich selbst wusste das in diesem Fall nun zufällig, aber das ist nicht meine Aufgabe! Darum wende ich mich an eine Tierarztpraxis, an die Fachleute!

Die Fehldiagnose bezüglich des nicht vorhandenen Bandscheibenvorfalls möge allen tierärztlichen Fachpersonen als Warnung dienen, sich auch in der grössten Hektik, wenn sich die Patienten im Wartezimmer stapeln und der pünktliche Feierabend in immer weitere Ferne rückt, nicht zu vorschnellen Diagnosen verleiten zu lassen. Dackel = langer Rücken = Bandscheibenprobleme, tadaaaa! haben wir die Diagnose. Es liegt aber ebenfalls in der Verantwortung des Tierarztes, sein Personal so gut zu schulen, dass es die Symptome, die die Tierhalter am Telefon schildern, grob einordnen kann. Das Wissen, wann ein echter Notfall vorliegen kann, muss einfach sitzen!

Und noch etwas anderes möchte ich allen Tierärzten in dicken schwarzen Buchstaben mit einer Tätowiermaschine hinter die Ohren stechen. Nehmen Sie die Tierhalter verdammt nochmal ernst! Wir Tierhalter haben jeden Tag intensiven Kontakt mit unseren Tieren, und wir kennen sie besser als Sie. (Die traurigen Ausnahmen bestätigen leider die Regel.) Ich habe wirklich besseres zu tun, als aus lauter Jux zu Ihnen in die Praxis zu kommen und zu behaupten, dass es meinem Hund nicht gutgeht. Das Geld, das ich für die wenigen Minuten bei Ihnen bezahlen muss, kann ich wirklich anders ausgeben, da habe ich durchaus genügend Ideen! Wenn ich also zu Ihnen komme und Ihnen sage, dass es meinem Hund nicht gutgeht, dann meine ich das auch, und es ist tatsächlich so! Wenn ich selbst nicht dahinterkomme, wo das Problem liegt, dann komme ich zu Ihnen, weil ich hoffe, dass Sie mit Ihrem Expertenwissen, das Sie in einem langen Studium erworben haben, mehr herausfinden. Wenn ich mit diesem Auftrag zu Ihnen komme, dann ist es Ihre Aufgabe, die Detektivarbeit aufzunehmen! In der Regel kann ich Ihnen einige Dinge beschreiben, die mir aufgefallen sind (Hund bewegt sich nicht mehr so gerne, Hund frisst nicht mehr so gut, Hund tut dies nicht oder plötzlich jenes etc.). Sie bekommen Hinweise von mir, und mit diesen Hinweisen können Sie Ihre Arbeit starten. Es macht mich einfach wütend, wenn ich merke, dass Sie mich nicht ernstnehmen, obwohl ich Sie immer wieder ausdrücklich darauf hingewiesen habe, dass mein Dackel extrem zäh ist und sich erst etwas anmerken lässt, wenn es gar nicht mehr anders geht. Vorher überspielt er alles. Er funktioniert so lange, bis es wirklich nicht mehr geht. Und wenn er in der Tierarztpraxis ist, dann mobilisiert er sämtliche Kräfte und hüpft herum wie ein junger Gott, auch wenn er in seiner gewohnten Umgebung nur noch wie ein Schatten seiner selbst vor sich hin schleicht. Himmel nochmal, und dann lautet Ihre Diagnose, die Frau Bischof spinnt wieder einmal, dem Janis geht es doch blendend!?

Dieses Spielchen habe ich schon zweimal erleben müssen. Beide Male musste ich auf eigene Initiative hin eine weitere Tierarztpraxis aufsuchen, um die richtige Diagnose zu erhalten. In einem Fall habe ich, als ich die Diagnose gegooglet habe, auf der Homepage einer Tierarztpraxis eine detaillierte Liste mit möglichen Symptomen dieser Krankheit gefunden — fast alle hatte ich vorher monatelang beim Tierarzt geschildert, und trotzdem wurde die richtige Diagnose nicht einmal ansatzweise angedacht. Meinem Hund wäre sehr viel Leid erspart geblieben, wenn ich ernstgenommen worden wäre und meine Schilderungen, was mir aufgefallen war, der Anlass für die notwendige Detektivarbeit gewesen wären.

Liebe Tierärzte, auch wenn wir Tierhalter manchmal blind sind, sind wir doch Ihre beste und zuverlässigste Quelle dafür, wie es dem Tier geht. Einzelne von uns mögen vielleicht Krankheiten sehen, wo keine sind, oder ein Tier erst lange, nachdem sie die Krankheit bemerkt haben, zu Ihnen bringen. Die meisten von uns machen sich aber ernsthafte Sorgen um ihr Tier und kommen aus gutem Grund zu Ihnen!

Meine Erlebnisse mit den verschiedenen Tierarztpraxen haben mich sehr ernüchtert, und ich frage mich immer wieder, ob ich den Tierärzten genügend Vertrauen schenken kann, oder ob ich selbst noch Veterinärmedizin studieren muss, um die Arbeit der Tierärzte fachlich kontrollieren zu können.
designed (DevV2) and hosted by
Zurück zum Seiteninhalt