Sport & Gewicht
Gesundheit
Aber er hat doch nur schwere Knochen…!
Es war an einem Dackelanlass. Unter den Teilnehmern war auch eine Frau mit einem, nun ja, sehr rundlich geratenen Dackel. „Sie frisst halt so gern!“ war die im entschuldigenden Tonfall vorgetragene Erklärung der Hundehalterin. Und wer gibt dem Dackel das Futter…?
Manchmal wundere ich mich über die fehlende Bereitschaft von Hundehaltern, die Verantwortung für ihren Liebling zu übernehmen. Mein Hund jedenfalls bedient sich nicht selbst am Futter. Er schleicht sich nachts nicht heimlich an den Kühlschrank, um unbeobachtet die feinen Leckerbissen in sich hineinzustopfen. Ich bin diejenige, die ihn füttert und die seine Ration bereitmacht. Ich bin diejenige, die ihm Guddeli gibt, und ich bin diejenige, die mit ihm rausgeht und ihm Bewegung verschafft. Mit anderen Worten: Ich bin diejenige, die für sein Gewicht verantwortlich ist. Da kann er noch so gerne fressen!
An dieser Stelle möchte ich für eine Diät werben, die ich bei meinen Hunden schon mehrmals mit grossem Erfolg angewendet habe. Sie ist absolut neu und revolutionär, und das Urheberrecht liegt bei mir: die FW+BDM-Diät! Das steht für „Friss weniger und beweg´ dich mehr!“ Vielleicht entwickle ich dafür noch ein detailliertes Schritt-für-Schritt-Programm, das ich dann teuer verkaufe. Das muss gleich auf meine „Das will ich im Leben noch erledigen!“-Liste!
Gute Hinweise, wie man Übergewicht und „Futterfallen“ bei seinem Hund erkennt und wie man das Abnehmen planen kann, finden Sie auf „VetDogs“, dem Blog der Tierärztin Anja Kruse.
Sportskanone?!
Wenn wir schon beim Thema „Verantwortung des Hundehalters“ sind: Die Dackelhalterin [im vorherigen Beispiel] war sich immerhin darüber im Klaren, dass ihre Dackeldame übergewichtig war. Erstaunlich viele Dackelhalter scheinen auf diesem Auge aber blind zu sein. „Er hat einen kräftigen Körperbau!“, „Sie ist vollkommen fit und hat kein Problem damit, drei Stunden am Stück zu laufen!“ und ähnliches bekommt man zu hören, wenn man es anzudeuten wagt, dass der Dackel des Gegenübers ja ein wenig rundlich sei. Selbst deutliches Übergewicht wird verleugnet und wegdiskutiert.
Dabei sind die Folgen von Übergewicht bei Dackeln hinlänglich bekannt. Selbst der durchschnittlichste Durchschnittsdackelhalter hat mitbekommen, dass Dackel aufgrund des Verhältnisses von langem Rücken zu kurzen Beinen ein erhöhtes Risiko für Bandscheibenvorfälle haben. Die beste Möglichkeit, um diesen Bandscheibenvorfällen vorzubeugen, ist eine kräftige Rückenmuskulatur und — Normalgewicht. Aber Dackilein hat ja kein Problem mit seinem Gewicht, er hat halt einen kräftigen Körperbau… Also muss man sich auch keine Gedanken über Bandscheibenvorfälle machen. Und wenn Dackilein plötzlich doch einen Bandscheibenvorfall bekommt, dann ist das halt Schicksal und Pech und natürlich völlig unvorhersehbar. Fairerweise muss ich zugestehen, dass Normalgewicht nicht zwingend vor Bandscheibenproblemen schützt. Meinen Hund haben weder Normalgewicht noch eine gute Rückenmuskulatur vor einer Bandscheibenvorwölbung (Hansen Typ II) bewahrt. Zumindest muss ich mir keine Vorwürfe machen, dass ich das durch mangelnde Fitness und zuviel Futter noch befördert hätte.
Das Volumen des Dackels
Oder: Der Ford Anglia unter den Hunden
Es war an einem schönen sonnigen Nachmittag. Ich hatte einen Kuchen gebacken und freute mich darauf, dass mein Mann endlich heimkäme, damit wir ihn gemeinsam geniessen könnten. Drei Scheiben hatte ich bereits geschnitten, damit die Kaffeetafel einladend heimelig parat stünde. Die Zeit, bis mein Mann zuhause war, verbrachte ich im Büro am Computer. Während ich am Arbeiten war, sah ich aus dem Augenwinkel, wie Janis auf dem Flur sass und sich ein wenig merkwürdig verhielt. Ich schaute genauer, sah, und nahm ihm die Scheibe Kuchen ab, auf der er gerade herumkaute.
Mir schwante Böses. Als ich die Kaffeetafel sah, traf mich der Schlag. Das nachfolgende Telefon war so ziemlich das absurdeste, das ich jemals mit einer Tierarztpraxis geführt habe: «Grüezi, da ist Bischof, mein Dackel Janis hat gerade einen halben Guglhupf gefressen, und da waren 100 g dunkle Schoggi drin!» — «Sie meinen, im gesamten Guglhupf waren 100 g dunkle Schoggi?» — «Nein, nein, in dem Teil, den er gefressen hat, waren 100 g dunkle Schoggi! Und 2 Esslöffel Kirsch.»
Janis hatte ganze Arbeit geleistet. Die eine Scheibe Kuchen, mit der ich ihn erwischt hatte, hatte er sich zum Dessert mitgenommen. Nachdem er bereits einen halben Guglhupf vertilgt hatte.
Zum Tierarzt
Und so führte unser Weg schnurstracks in die Tierarztpraxis, wo Janis ein Brechmittel erhielt. Der Tierarzt höchstpersönlich steckte kurz seinen Kopf um die Ecke, vermutlich, weil er nicht hatte glauben können, dass ein einzelner Dackel tatsächlich einen ganzen halben Guglhupf fressen kann. Aber die Menge an Kuchen, die rückwärtsgewandt wieder zum Vorschein kam, zerstreute jeden Zweifel.
Ich staune heute noch über diese Geschichte. Ein halber Guglhupf ist so gross wie der ganze Dackelkörper! Wie nur hatte Janis es geschafft, diese Menge in seinem Magen unterzubringen? Die einzige Erklärung, die halbwegs realistisch ist, findet sich in Band 2 einer siebenbändigen weltbekannten Buchreihe über einen Zauberschüler: Der Innenraum muss so behext sein, dass er grösser ist als die äussere Hülle. Oder haben Sie eine bessere Erklärung?
Wenn der Hund Schokolade frisst
Auch wenn es jetzt den Lesefluss stört, will ich die Gelegenheit nutzen, um darauf hinzuweisen, dass Schoggi – und ganz besonders dunkle Schoggi! – giftig ist für Hunde. Leider ist das nicht allen Hundehaltern bewusst. Wenn Ihr Hund einmal Schoggi erwischt, sollten Sie sich mit Ihrer Tierarztpraxis bzw. ausserhalb der Geschäftszeiten mit dem Notdienst in Verbindung setzen, um abzuklären, ob der Hund eine kritische Menge an Kakao erwischt hat. Der Stoff, den Hunde nicht gut abbauen können, heisst Theobromin und kann zu üblen Vergiftungserscheinungen führen. Je dunkler die Schokolade, desto höher der Anteil an Theobromin.
Weitere übersichtliche Informationen (ebenfalls von einer Tierärztin) finden sich unter diesem Link.
(Beide Links aufgerufen am 14. Juli 2020)
Bitte beachten Sie, dass eine Internetseite niemals den Tierarzt ersetzen kann! Im Zweifel sollten Sie nicht zögern, Ihren Tierarzt zu konsultieren!